Die Geschichte der Schützengesellschaft
Altenceller Vorstand von 1428 e. V.
Die Geschichte der Schützengesellschaft
Altenceller Vorstand von 1428 e. V.
Vorwort
Die Geschichte der Schützengesellschaft Altenceller Vorstadt von 1428 e. V. ist eng mit der Geschichte der Stadt Celle verbunden.
Das Gründungsjahr der Schützengesellschaft ist nicht unumstritten. Durch zahlreiche Kriege und Verbote von Schützengesellschaften sind die Gründungsunterlagen auf unbekannte Weise verloren gegangen. Die erste, noch vorhandene urkundliche Nennung bezieht sich auf das Jahr 1438 aus dem Celler Schatzregister der Großvogtei Celle.
Die Anfänge der Bürgerwehren
In den frühen Anfängen der Stadtentwicklungen im Spätmittelalter sind für die Sicherheit der Städte drei Institutionen verantwortlich gewesen. Die Stadtknechte, Landesknechte und die freien Bürgerwehren. Die Stadtknechte waren in etwa vergleichbar mit unserer heutigen Polizei und die Landesknechte waren bezahlte Söldner, die für den Höchstbietenden ihre Dienste anboten. Dann gab es noch die sogenannten Bürgerwehren. Diese griffen nur im Ernstfall zu den Waffen und gingen ansonsten ihren normalen Berufen nach. Aus diesem Grund war der Zusammenhalt innerhalb der Wehrvereine sehr lose. Dies änderte sich mit der Unterstützung der ortsansässigen Zünfte und Gilden. Die Schützengilden waren von nun an eine straffe Organisation von waffenfähigen Männer. In den großen Städten bewahrten diese bewaffneten und teils uniformierten Schützengilden das ganze Mittelalter bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts hindurch die Macht und Unabhängigkeit der Städte.
Das erste Schützenfest
Im 14. Und 15. Jahrhundert war die Gesetzlosigkeit auf den Landstraßen ein weit verbreitetes Problem. So war die Notwendigkeit einer funktionierenden Bürgerwehr unabdingbar. Diese Bürgerstadtwachen besetzten deshalb die Torwachen und kontrollieren scharf die Reisenden und Fuhrleute. An den Hauptstraßen vor den Toren der Stadt bildeten sich dadurch „Krüge“ in denen die abgewiesenen und verspäteten Einzügler Unterkunft fanden. In den daraus entstandenen Vorstädten wurden anschließend Vorstadt-Bürgerschützenvereine gegründet.
Der damalige herrschende Herzog, Georg Wilhelm, war ein großer Befürworter des Schützenwesens. Auf seinen Erlass hin wurde am 30. Juni 1579 das erste Schützenfest mit dem Hofe und den Bürgern gefeiert. Auch ein Schützenhaus soll zu dieser Zeit bereits existiert haben.
Dunkles Zeitalter
Es folgt ein Zeitabschnitt, der keinen Anlass und auch keine Gelegenheit bot für Feierlichkeiten oder Schießveranstaltungen. Der „Schwarzen Tod“, die Beulenpest, und der dreißigjährige Krieg belasteten die Bevölkerungen in ganz Europa und hielten auch die Bürgerschaft der Stadt Celle unter dauernde Waffenbereitschaft. Glücklicherweise konnte eine Plünderung der Stadt, hier leisteten die Bürgerwehren einen großen Anteil, vermieden werden.
Der dreißigjährige Krieg brachte im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Blumenläger Schützengesellschaft sicher große Belastungen mit sich. Der Durchzug von schwedischen, kaiserlichen, bayrischen und französischen Truppen waren mit hohen Kontributionszahlungen, Zwangseinquartierungen, kleinere Plünderungen und Brandschatzung und enorme Bevölkerungsverluste hatten unsere Vorfahren arg in Mitleidenschaft gezogen.
Ein sehr wichtiges Datum in der Geschichte des Celler Schützenwesens ist die Veröffentlichung der ersten Schützenordnung am 14. Juni 1626. In dieser Verordnung wurde das Freischießen der Bürger, ohne Unterscheidung zwischen Privatpersonen und Vereinen, sowie deren Privilegien geregelt. Die Bürger mussten jederzeit bereit sein, mit eigenen Waffen, den Landesherren zu schützen. Um die Aufgabe gerecht zu werden, wurde das regelmäßige Freischießen eingeführt.
Der Herzog Georg Wilhelm genehmigte, nach Ende des Krieges, am 22 Januar 1666, den Bau des neuen und noch heutigen Schützenhauses.
Die Teilung
Bis zum Jahr 1668 erfolgte das Ausschießen des Bürger- und Scheibenschützen gemeinsam. Wer sich zum erst- oder zweitbesten Mann geschossen hat und/oder ein hohes Amt in der Schützengilde besaß erhielt, gemäß Schützenordnung, Privilegien. Eines davon war auch die Abholung mit Fahnen und Musik. Hier kam es immer wieder zu Streitigkeiten, da die Musikantengilde das Abholen der Vorstadtschützen verweigerte. Mit der Begründung des schlechten Straßenausbaus und der langen Wege ein Abholen der Außenschützen unzumutbar wäre. Aus diesem Grund hat der Vorstadt-Schützenverein beim Celler Stadtrat um Aufspaltung der Schützenvereine Blumlage und Neustädter gebeten. Nach gescheiterten Vermittlungsversuchen stimmten diese schließlich zu.
Der Vorstadt-Schützenverein war der erste Vorstadt-Schützenverein mit eigenen Freischießen. Das Schießen fand im dreißigjährige Krieg ausgeplünderten herzoglichen Wildgarten statt. Die Hauptfeier fand auf dem damaligen Gemeindeplatz der Vorstadt statt. Am Anfang wurde es nicht gerne von den Kurfürsten gesehen, dass zum Ausschießen und Feiern der Wildgarten genutzt wird. Erst unter Fürst Georg III von Hannover erhielten die Schützen am 04. September 1777 das Privileg für alle Zeiten den Wildgarten für Veranstaltungen zu nutzen. Zur damaligen Zeit dauerte das Schützenfest inklusive „lustigen Sonntag“ drei Tage. Zum Standquartier wurde das Wirtshaus „Zum Schwarzen Bären“ an der Blumlage 67 ausgewählt.
Die Wild-Schützen, wie sie von den Celler Bürger liebevoll genannt wurden, hatten bereits eine eigene Tracht. Grüner Oberrock, Schwarze Weste, dunkelgrauer Hose, schwarzen Halstuch, grüner Mütze, Hirschfänger und einer Büchse erinnern zum Teil an die heutige Tracht.
Verbot von Schützenfesten
Im 18. Jahrhundert begannen die Schützenfeste, in wüsten Gelagen und Raufereien auszuarten. Insbesondere in Hannover und Celle verliefen diese immer sehr geräuschvoll. Aus diesem Grund wurde mit der Verordnung vom 21. Januar 1713 das Montags- und Ochsenschießen grundsätzlich verboten. Bereits seit dem 04. Juli 1710 war das Schützenfest ist kleinen Städten und Flecken verboten. Trotz vieler Gesuche konnte eine Rücknahme der Verordnung nicht erwirkt werden. Erst als auch bei der Jugend zu Ausschreitungen gekommen war und der Verbot jedes Ausschießen drohte, handelten die Gilden und Altschützen und waren bei der Regierung vorstellig. Diese wollte die Verordnung nur Rückgängig machen, wenn ein Militärkommando während der Veranstaltung anwesend ist. Selbstverständlich protestierten die Gilden und Schützen dagegen. Sie können schon selbst für Ordnung sorgen. Somit entstand am 01. April 1738 die ersten drei uniformierten Bürger-Schützen-Kompanien, von denen zwei Offiziere immer auf den Veranstaltungen Wache zogen und durch Patrouille für die nötige Ordnung sorgten.
Doch bereits im Jahr 1803 wurden sämtliche Veranstaltungen in Celle durch die französischen Besatzer verboten. Sogar die Todesstrafe drohte, sollte man seine Waffe nicht abgegeben haben. Erst im Jahr 1813 nach der Vertreibung der Franzosen durfte das Schützenfest, nach behördlicher Genehmigung mit strengen Auflagen, durchgeführt werden.
Das Jahrhundert der Veränderungen
Im Jahr 1828 wurde der erste Versuch unternommen ein gemeinsames Schützenfest sämtlicher Schützengilden- und vereinen auszutragen. Nach einer gut gemeinten Probe wurde das Vorhaben auf Eis gelegt. Als Grund wurden die großen Differenzen in den einzelnen militärischen Traditionen und unterschiedlich strengen Reglements genannt.
Das königliche hannoverische Finanzministerium hat am 12. April 1851 die Auszahlungen von Prämien und Privilegien für die Schützenkönige eingestellt mit dem Hinweis: „Städtische Schützenfeste sind Privatbelustigungen der Bürger.“
Nach einer völligen politischen Umwälzung in der Region hat das preußische Militärfiskus verboten den Wildgarten für Schützenfeste weiter zu nutzen. An dieser Stelle soll der Exerzierplatz für das Militär entstehen. Die Schützen hatten jedoch die Zusage des damaligen Herzogs für alle Zeiten den Wildgarten nutzen zu dürfen. Als Entschädigung und Abfindung erhielten die Schützen 1900 Thaler ausgezahlt. Die Zahlung wurde wie folgt aufgeteilt bzw. verwendet: 100 Thaler für Unkosten, 1300 Taler wurden an die Schulgemeinde Blumlage gespendet und der Rest wurde in die Vereinskasse gezahlt. Die Zinsen hierfür werden für das Schützenfest verwendet. Das letzte Fest im Wildgarten fand im Jahr 1874 statt.
Am 01. Januar 1871 stellte die Preußische Domänenfiskus den staatlichen Zuschuss von 4 Talern für eine Tonne Märzenbier ein. Die Gegensätze des preußischen Kaiserreiches und der hannoversch denkende/fühlende Einwohner waren sehr groß, sodass sogar die Neustädter Bürgerschützen unter polizeilicher und militärischer Aufsicht standen.
In den Jahren 1876-1878 feierten die Blumläger das Schützenfest im städtischen Schützenhaus. Hier wurden sie allerdings nicht heimisch, sodass die Veranstaltung wieder zum „Schwarzen Bären“ verlegt wurden.
Die Gestaltung des heutigen Schützenfestes
In den schweren Kriegsjahren des ersten Weltkrieges in den Jahren 1914 – 1918 standen die Vorstände der Schützengesellschaften Celle vor einer harten Aufgabe. Der Verfall des Cellers Schützenwesen, u. a. durch fehlende Mitglieder und hohen Kosten, drohte. Entweder sollte ein gemeinsamer Neubeginn gestartet werden oder den wirtschaftlichen Zerfall in Kauf genehmen werden. Dies hätte das Ende des Celler Schützenwesen bedeutet.
Natürlich war letzteres keine Option, sodass die Bemühungen ein gemeinsames Volks- und Heimatfest auszurichten verstärkt wurden. Bereits im Jahr 1923 konnten durch intensiven Einigungsversuchen die ersten Erfolge erzielt werden. Die Gesellschaften Altenceller Vorstadt und Hehlentor haben sich der Altstadt angeschlossen und 1926 das erste gemeinsame Fest gefeiert. Erst nach Ende der Verhandlungen schloss sich auch die Neustadt der Zusammenlegung an. Das Jahr 1928 ist aus diesem Grund ein Meilenstein des Celler Schützenwesens. Seither wird auf dem gemeinsamen Schützenplatz mit großer Verbundenheit gefeiert.
Schießklub
Am 04. Dezember 1927 schritt eine kleine Gruppe von Schützen zur Tat und gründeten in einer beim Schützenbruder Wilhelm Bothe eigens zu diesem Zweck einberufenen Versammlung den Schießklub der Altenceller Vorstadt.
Drittes Reich
Die Nationalsozialisten standen dem Schützenwesen skeptisch gegenüber: Ihre Traditionen und Rituale waren ihnen zu kompliziert, teilweise unverständlich und deshalb verdächtig. Die Schützen selbst waren starrsinnig, wenn es um Fahnen, Uniformen und Symbole ging, auf die die Nazis selbst so viel Wert legten. Sie waren auch auf den Schießständen im Weg, die zwar den Vereinen gehörten, aber für die Übungen der SA und später der Hitlerjugend gebraucht wurden.
In den Kriegs- und Nachkriegszeiten (1939-1949) war für die Vereinsaktivitäten ein vorläufiges Ende gesetzt. Nur die älteren Schützen und nicht wehrfähigen Männern haben am Vereinsleben teilgenommen. In dieser Zeit fanden auch keine Schützenfeste statt. Somit hatte der damalige König, Hans Schenkemeyer (1939), eine Regierungszeit von 10 Jahren.
Nach der Kapitulation von Nazi-Deutschland verboten die Alliierten Besatzungsmächten die uniformierten Schützenvereine. Daher musste beim ersten Schützenfest nach Kriegsende mit dem Vogel ausgeschossen werden. In diesem die Altenceller Vorstadt als Hauptkönig hervorging.
Nachkriegszeit – heute
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Verbot der Schützenvereine wieder aufgehoben und das normale Ausschießen in der Schützenfestzeit konnte wieder praktiziert werden.
Im Herbst 1950 sind die Blumläger Schützen einen Aufruf zum Freihandwettschießen nach Braunschweig gefolgt. Bisher wurden im Schützenverein das Freihandschießen mit einem Luftgewehr nicht ausgeübt. Trotz Niederlage im Wettbewerb wurde das Interesse an dieser Schießart geweckt und somit im Frühjahr 1951 die Freihandgruppe gegründet.
Die jüngste Sparte innerhalb der Schützgengesellschaft Altenceller-Vorstadt von 1428 e. V. ist unsere Damengruppe. Diese wurde am 31. Januar 2009 im Vereinslokal Krohne gegründet. Die Traditionen des Schützenwesens werden von nun an auch von unseren Schützenschwestern gepflegt.
Die Damenbeste wird jährlich über einen vereinsinternen Wettbewerb mit dem Luftgewehr, während des Schützenfestes, ausgeschossen. Die Siegerin wird zur Damenbeste, mit der Königskette und der Königsscheibe gewürdigt.
Gut Ziel !